HORTUS MUSICUS
Christa Mäurer
Waltraud Russegger
Michael Nowak
Günter Mattitsch
Dietmar Pickl
Programm
Leonhard Lechner O Lieb, wie süß und bitter
(um 1553-1606)
Wenn ich gedenk der Stund,
da ich muss scheiden
Jungfrau, euer Wankelmut
Dass du von meinetwegen
gesetzet bist in Pein
Der süße Schlaf, der sonst
alls stillet wohl
Nackend bin ich aus meiner
Mutter Leib kommen
Das Hohelied Salomonis
Claudio Monteverdi Lamento d'Arianna
(1567-1643)
Der Südtiroler Leonhard Lechner war als Kapellknabe Schüler von Orlando di Lasso am herzoglich-bayrischen Hof in München. Die Fertigkeiten italienischer madrigalesker Satztechnik lassen den Lehrer Lasso erkennen. Beispiele dafür sind die „Deutschen Sprüche von Leben und Tod“
wie auch „Das Hohelied Salomonis“.
Nach einigen Jahren der Wanderschaft und Übertritt zur protestantischen Religion nimmt Lechner ein eher untergeordnetes Amt eines “Schulgehilfen“ einer Schule in Nürnberg an. Neben einer Reihe von weltlichen Liedern (vier- und fünfstimmig), bearbeitete er in Nürnberg dreistimmige Lieder von Jakob Regnart (fünfstimmig). Er war ein angesehener und gefragter Komponist in privat gegründeten Zirkeln musikbegeisterter Nürnberger Patrizier.
Lechners Ziel war jedoch, Hofkapellmeister zu werden. Dies erfüllte sich am katholischen Hof des Grafen Eitel Friedrich von Hohenzollern- Hechingen in Hechingen, wo er die Leitung eines kleinen aber musikalisch hochstehenden Ensembles bekleidete. Er verließ diesen Posten jedoch nach kurzer Zeit, bewarb sich für die freigewordene Stelle des Hofkapellmeisters in Dresden, seine Bewerbung wurde jedoch abgelehnt. Die letzte Station seines Wirkens war Stuttgart: im Dienste von Herzog Ludwig von Württemberg; zuerst als Tenorsänger, dann als Hofkomponist, schließlich 1595 bis zu seinem Tod 1606 als Leiter der Hofkapelle.
Lechners Bedeutung liegt vor allem darin, Vermittler des musikalischen Stils Orlando di Lassos für die evangelische Kirchenmusik und das deutsche Lied zu sein. Mit der Anwendung der neuen Dur-Moll-Harmonik im Dienste der Affektsprache, im Wechselspiel von Polyphonie und Homophonie als Mittel sprachlicher Gestaltung ist er seinen Zeitgenossen weit voraus. Die künstlerische Durchdringung der deutschen Sprache in den geistlichen Werken ist der des späteren Heinrich Schütz ähnlich.
„Ein ganz klein wenig Süßes kann viel Bitteres verschwinden machen“ ist ein Ausspruch, der Petrarca zugeschrieben wird. Lechners Lied nimmt drauf Bezug, gut möglich, dass er auch der Textverfasser ist.
„Nackend bin ich aus meiner Mutter Leib kommen“ ist ein Vers aus dem alttestamentarischen Buch Hiob. Der Text wird beim Begräbnis liturgisch verwendet als Versus des Responsorium „Si bona suscepimus“.
Die Oper L’Arianna schrieb Claudio Monteverdi aus Anlass der Hochzeit von Francesco Gonzaga mit Margherita von Savoyen. Die Uraufführung fand 1608 in Mantua statt. Das zentrale Geschehen ist die Trauer und Klage der Ariadne, die auf der griechischen Insel Naxos von Theseus, ihrem Geliebten verlassen worden war. Die Oper ist verloren gegangen, einzig das große Lamento der Arianna gibt es in einer Solofassung für Sopran und einer 5-stimmigen Bearbeitung der Klage durch Monteverdi selbst in seinem VI. Madrigalbuch aus dem Jahr 1614.