mein herz

vertonte Liebeslyrik mit Werken von Anna Anderluh Angélica Castelló Wolfgang Liebhart Dieter Kaufmann Günter Mattitsch Dietmar Pickl Gerald Resch Wilfried Satke Burkhard Stangl Geistliche und weltliche Musik von Leonhard Lechner, Claudio Monteverdi,                          Giovanni Pierluigi da Palestrina und Thomas Τallis

HORTUS MUSICUS

Christa Mäurer

Waltraud Russegger

Michael Nowak

Günter Mattitsch

Dietmar Pickl

 

Christoph Hofer (Akkordeon)

Miramis Semmler - Mattitsch (Violoncello)

 

Alja Klemenc (Dirigentin)

Waltraud Russegger

Michael Nowak 

Günter Mattitsch 

Dietmar Pickl 



Programm


Wolfgang Liebhart

 

Wilfried Satke

 

Anna Anderluh

 

Günter Mattitsch

 

Dieter Kaufmann

 

Angélica Castelló

Dietmar Pickl

Gerald Resch

Dieter Kaufmann

 

Burkhard Stangl

Wilfried Satke

 

Amabo, mea dulcis Ipsitilla (UA)

Liebe III (UA)

         

Was aus dem Schlaf herüber reicht (UA)

 

Mein Herz

 

Liebeslied (UA)

 

Espacio 3 /// corazón (UA)

 

Das Monogramm

 

Mein Herzschlag hier, dein Herzschlag dort

 

“Sehr…“ (UA)

 

O.T. (vorläufig) (UA)

 

Märchenprobe (UA)



Odi et amo. Quare id faciam requiris. Nescio. Sed fieri sentio et excrucior.

Ich hasse und liebe. Warum, fragst du vielleicht. Ich weiß es nicht. Ich fühle es und es kreuzigt mich. (Catull)

 

In unzähligen Werken der Literatur ist Eros gleichsam die

Hauptperson. Und das seit Anbeginn. Sobald die Schrift zur Verfügung stand - demnach seit ca. 5.000 Jahren – wurde ihm, dem Eros, gebührend gehuldigt. Ein sumerisches Dokument in Keilschrift, das Liebeslied einer Frau, gilt als das älteste Liebesgedicht der Welt. Im Alten Testament wird im Canticum Canticorum, dem Hohelied, die Liebe zwischen Mann und Frau besungen. Die griechische und römische Antike kennt umfangreiche erotische Literatur (Sappho, Ovid, Catull). Eros und Amor sind zwar nicht Hauptgötter, bewirken aber Weitgehendes und häufig Dramatisches. Man denke an die amourösen Abenteuer von Zeus/Jupiter. Die Literatur des Mittelalters führt die Liebe als Minnesang im Titel, wenngleich Minne einen anderen Bedeutungsgehalt hatte als den der Antike und auch einen anderen als den zur gleichen Zeit (im 13.Jh.) im altindischen Kamasutra beschriebenen. Jeder Liebesliteratur zu Grunde liegend ist jedoch die Beziehung von mindestens zwei Menschen, die in unterschiedlicher Gefühlsverbindung zueinander stehen, in Leidenschaft, Sehnsucht und Verlangen, Vereinigung, Trennung, Lust und Last. Die Liebeslyrik stellte sich als ideale Form dar, diese Gefühle sprachlich zu vermitteln. Dies zeigt sich besonders in der Poesie der Romantik, doch reicht dieses Genre der Literatur bis in die Gegenwart. Das Herz wurde zum Liebessymbol bis hin zur ikonographischen Verkürzung einer Liebeserklärung I 🩶 U. Und die Herz/Schmerz-Reimerei landet häufig, fast immer im Kitsch.

 

Die Kulturinitiative ARCADE hat an eine Reihe von Komponist*innen den Auftrag erteilt, diese Literaturgattung zur Vorlage für eine Komposition zu wählen:

 

Anna Anderluh, Angélica Castelló, Wolfgang Liebhart, Dieter Kaufmann, Günter Mattitsch, Dietmar Pickl, Gerald Resch, Wilfried Satke und Burkhard Stangl haben sehr unterschiedliche Texte gewählt. Ausschreibungskriterium war: Ein- bis Fünfstimmigkeit, optional mit Violoncello und Akkordeon als Begleitinstrumentarium.

 

 

Wolfgang Liebhart Amabo, mea dulcis Ipsitilla

„Toll trieben es die alten Römer“ heißt ein US-Amerikanischer Film aus dem Jahre 1966, mit Buster Keaton in seiner letzten Filmrolle. Im Original hieß der Streifen „A Funny Thing Happened on the Way to the Forum“ und es geht darin, worum auch sonst, um die Liebe, genauer gesagt ums Verkuppeln. Bezugnehmend auf den deutschen Synchrontitel bleibt der Film jedoch weit hinter den suggerierten Erwartungen zurück. Da geht es in Catulls Gedicht „Ad Ipsitillam“, geschrieben also ca. 2000 Jahre vor Richard Lesters Sandalenfilm, bei weitem deftiger zu, allerdings geschickt verpackt. Er bringt die Dinge auf den Punkt, auf den Höhepunkt nämlich und das gleich neunmal. Schelmisch sprachschöpferisch entwickelt der Dichter aus dem Terminus futuere (deutsch: vögeln) das Substantiv fututio und lässt dieses in der letzten Verszeile auf fututiones noch einmal gewaltig anschwellen. Genau an dieser Textstelle gibt es zum zweiten Mal auch einen musikalischen Höhepunkt, mit dem sehr hellen exponierten hohen „h“ (h’’) in der Sopranstimme. In die dreimal hintereinander insistierende Schlussgruppe mischt sich in die wohlverdiente Ruhepause gleichermaßen die Aufforderung weiterzumachen. „Gewürzt“ durch einige scharfe Dissonanzen dominieren in der modal angelegten Komposition offene Quart- und Quintklänge. Dies ist eine Reminiszenz an die Zeit der Renaissance, die sich bekanntlich ihrerseits mit den kulturellen Leistungen der griechischen wie römischen Epoche beschäftigte.

 

 

Wilfried Satke Liebe III

Ein Text, der schon seit Jahrzehnten seinen Zauber auf mich ausübt und mich nach wie vor fasziniert. Nun hat sich - dem Hortus Musicus sei Dank - eine schöne Gelegenheit ergeben, ihn zu vertonen.

Selten können wir uns unsere Träume aussuchen (von Wunschträumen einmal abgesehen), doch wenn wir es zulassen, kann das Wunderbare eintreten, nämlich: von einem Traum erwählt zu werden.

 

 

Anna Anderluh Was aus dem Schlaf herüber reicht

Ich fühlte mich durch die Zartheit, die feinen Zwischentöne und die Reduktion auf das Wesentliche von Ulrikes Texten sofort angesprochen. Mein Wunsch war auch in meiner Komposition, mit so wenig Material wie möglich auszukommen und den Worten viel Platz zum Atmen zu geben.

 

 

Günter Mattitsch Mein Herz

Nguyễn Chí Thiện (1939-2012) ist der bedeutendste Dichter Vietnams im 20. Jahrhundert. Im Alter von 21 Jahren wurde er als Dissident des kommunistischen Systems Nordvietnams in verschiedene Gefängnisse und Umerziehungslager gebracht, in denen er mit einigen Jahren Unterbrechung insgesamt 27 Jahre gefangen gehalten wurde. Trotz Folterungen, Krankheit und jahrelanger Isolationshaft hat er die Zeit als Gefangener überlebt, wohl auch mit Hilfe seiner Poesie. „Mein Herz“ ist ein Gedicht aus dem 14-teiligen Werk „Echo aus dem Abgrund“, das Günter Mattitsch vertont hat.

 

 

Dieter Kaufmann Liebeslied

Für das Liebeslied hat der Komponist auch selbst den Text geschaffen. Das 4-stimmige a cappella Werk spielt mit dem ständigen Wechsel von kleiner und großer Terz, will sich gleichsam nicht auf Moll oder Dur festlegen, endet zwar in C-Dur, doch der allerletzte Schluss (ätsch!) wird gesprochen.

 

 

Angélica Castelló Espacio 3 /// corazón

Dies war zuerst ein Gedicht, ein Haiku aus poetischen Wörtern auf Spanisch und ein Spielen rund um das Wort corazón (Herz) und die Zahl drei.

Dann waren es die Vokale, die sich von den Konsonanten trennten.

Später kam der Klang in meinem Kopf, eine Melodie, die ich als Seufzer verstehe, dann kamen Herzschläge, Atmen, abgeschnittene Wörter, Flüstern und Rauschen.

 

 

Dietmar Pickl Das Monogramm

Die Komposition verwendet Auszüge aus dem großen Gedicht des Literatur-Nobelpreisträgers Odysseas Elytis (1911-1996), in dem in leuchtenden Bildern und archaischen Metaphern die Liebe, das Meer, das Licht, die griechischen Inseln beschwört werden, wie überhaupt die griechische Poesie eine Poesie des Lichtes ist. Licht und Sonne als Metapher für Leben, Eros, Gerechtigkeit, aber auch für Tod und Erinnerung.

 

 

Gerald Resch Mein Herzschlag hier, dein Herzschlag dort

Allen Veränderungen zum Trotz: immer noch werden Liebesgedichte geschrieben. 

Meine Madrigale vertonen zeitgenössische Liebesgedichte, die mich persönlich berühren. Ich habe versucht, für diese Texte eine möglichst unmittelbare Musik zu finden, die schlicht, poetisch und ungezwungen bleibt.  Der enge Bezug zwischen dichterischer Aussage und musikalischer Ausdeutung, der seit jeher besonders typisch für die Form des Madrigals ist, hat mich dabei besonders interessiert. Die Madrigale sind Tina, meiner Frau, gewidmet.

 

 

Dieter Kaufmann „Sehr…“

„Sehr…“ ist von Katharina Kaufmann getextet, der Tochter des Komponisten. Nicht zum ersten Mal vertont Dieter Kaufmann Gedichte von Katharina. Es gab Zeiten, in denen er täglich ein Gedicht seiner Tochter in Musik setzte.

 

 

Burkhard Stangl O.T. (vorläufig)

Alles ist weg. Alles kann kommen. Alles ist da.

Ein Augen-Blick. Ein Händedruck.

Berührung. Bebendes.

Normen wie weggefegt.

Überwältigt von diesem Choc, trinke ich Wein und verstehe frühere Jahrhunderte.

Das Vorläufige ist nicht benannt.

 

 

Wilfried Satke Märchenprobe

Da es sich bei dem Märchen, das hier geprobt wird, um Aschenputtel handelt, habe ich ein Thema aus Gioachino Rossinis Aschenputtel-Oper La Cenerentola gewählt, und um dieses herum die Komposition angelegt.

Im Kleinkrieg (oder „Kampf“) der Geschlechter erweisen sich die Märchenprinzen bisweilen als Ritter von trauriger Gestalt, und frau fragt sich: „Bin ich die rechte Braut?“


Texte

 

 

Amabo, mea dulcis Ipsitilla

Amabo, mea dulcis Ipsitilla, meae deliciae, mei lepores, iube ad te veniam meridiatum. Et si iusseris, illud adiuvato,

ne quis liminis obseret tabellam, neu tibi lubeat foras abire,

sed domi maneas paresque nobis novem continuas fututiones.

Verum si quid ages, statim iubeto: Nam pransus iaceo et satur supinus pertundo tunicamque palliumque.

 

Ich werde dich lieben, meine süße Ipsitilla,

mein Liebling, meine Herzenswonne

befiehl, dass ich zu dir kommen soll, um Mittagsschlaf zu halten.

Und wenn du befohlen haben wirst, ich soll kommen, dann pass auf,

dass nicht irgend jemand schon vor mir die Tür verriegelt.

Oder es dir etwa beliebt nach draußen zu gehen, wenn du Lust hast!

Du sollst zu Hause bleiben und dich vorbereiten,

dass wir neunmal es schaffen ohne Pause.

Aber, wenn du es willst, so rufe mich sofort:

denn ich liege vollgefressen und zufrieden auf dem Rücken und durchstoße sowohl Tunika als auch den Mantel.

                                                                                                                                         Gaius Valerius Catullus (1. Jh. v. Chr.)

 

 

Liebe III

Wir werden uns wiederfinden

im See

du als Wasser

ich als Lotusblume

 

Du wirst mich tragen

ich werde dich trinken

 

Wir werden uns angehören

vor allen Augen

Sogar die Sterne

werden sich wundern:

hier haben sich Zwei

zurückverwandelt

in ihren Traum

der sie erwählte

                              Rose Ausländer

 

 

Was aus dem Schlaf herüber reicht

Was aus dem Schlaf

herüber.reicht 

und mir. die Hand

bist du         

        Ulrike Titelbach

 

 

Mein Herz

Mein Herz, das ist eine arme Herberge, gegen die Winde offen;

es steigt dort nur ab, wer sich verirrt hat

und keine Unterkunft in der nebeligen, nasskalten Nacht findet.

Die glücklosen Reisenden werden dort nur

die bescheidene Wärme einer kleinen Lampe vorfinden.

                                                         Nguyễn Chí Thiện

 

 

Liebeslied

Ich greife in den Abgrund Deiner Seele

und suche Liebeslieder

was einmal war

was wieder sein wird

immer wieder

 

Liebe singen, Liebe spielen

singen und verspielen

lasst die Jahre, die wir singen

lasst die Jahre, die wir spielen

nicht verloren sein

Information den ganzen Tag

Information die ganze Nacht

wo ist die Zeit für Liebe?

Die Frucht ist reif

die Frucht verfault

wenn wir sie nicht genießen

 

Wer immer liebt

dem glaubt man nicht

und wenn er auch

die Wahrheit spricht  

          Dieter Kaufmann

 

 

Espacio 3 /// corazón

Latido leve,               Leichter Herzschlag,

hoja cae en el río,             Blatt fällt in den Fluss,

silencio y alma.              Stille und Seele.

 

Bajo la luna,             Unterm Mond,

corazón de otoño rojo,         Herz des roten Herbstes,

se apaga el viento.          der Wind vergeht.

 

Brisa de ruido,          Brise von Rauschen,

flor de cerezo en sombra,     Kirschblüte im Schatten,

susurro gris.              graues Flüstern.

Latir de lluvia,           Regen klopft,

el sauce piensa lento,      die Weide denkt langsam,

noche sin fin.             endlose Nacht.

 

Sangre de fuego         Blut des Feuers

borbotea en llanto     gurgelt in Tränen

líquido eterno.          ewige Flüssigkeit.

 

Corazón duerme,       Das Herz schläft,

bajo estrellas de invierno,    unter Wintersternen,

sueño sin eco.          Traum ohne Hall.

                                                   Angélica Castelló

 

 

Τo μονόγραμμα

Θά πενθώ πάντα -- μ'ακούς; --

γιά σένα, μόνος,στόν Παράδεισο

 (…)

 Έτσι μιλώ γιά σένα καί γιά μένα

 

Επειδή σ'αγαπώ καί στήν αγάπη ξέρω

Νά μπαίνω σάν Πανσέληνος

Από παντού (…)

Ακουστά σ'έχουν τά κύματα

Πώς χαιδεύεις,πώς φιλάς

Πώς λές ψιθυριστά τό "τί" καί τό "έ"

Τριγύρω στό λαιμό στόν όρμο

Πάντα εμείς τό φώς κι η σκιά (…)

 

Είναι νωρίς ακόμη μές στόν κόσμο αυτόν,μ'ακούς

Δέν έχουν εξημερωθεί τά τέρατα μ'ακούς

Τό χαμένο μου τό αίμα καί τό μυτερό,μ'ακούς

Μαχαίρι

Σάν κριάρι πού τρέχει μές στούς ουρανούς

Καί τών άστρων τούς κλώνους τσακίζει,μ'ακούς

Είμ'εγώ,μ'ακούς

Σ’αγαπώ,μ'ακούς

Πού μ'αφήνεις,πού πάς καί ποιός,μ'ακούς

Σού κρατεί τό χέρι πάνω απ'τούς κατακλυσμούς (…)

 

Ποιός μιλεί στά νερά καί ποιός κλαίει- ακούς;

Ποιος γυρευει τον αλλο,ποιος φωναζει-ακους;

Είμ'εγώ πού φωνάζω κι είμ'εγώ πού κλαίω, μ'ακούς

Σ’αγαπώ,σ'αγαπώ,μ'ακούς (…)

 

 Καί γιά σένα κανείς δέν είχε ακούσει

Γιά σένα ούτε τό δίκταμο ούτε τό μανιτάρι

Στά μέρη τ'αψηλά της Κρήτης τίποτα

Γιά σένα μόνο δέχτηκε ο Θεός νά μου οδηγεί τό χέρι (…)

 

Στόν Παράδεισο έχω σημαδέψει ένα νησί

Απαράλλαχτο εσύ κι ένα σπίτι στή θάλασσα

 Μέ κρεβάτι μεγάλο καί πόρτα μικρή

Έχω ρίξει μές στ'άπατα μιάν ηχώ

Νά κοιτάζομαι κάθε πρωί που ξυπνώ

 Νά σέ βλέπω μισή νά περνάς στό νερό

Καί μισή νά σέ κλαίω μέσ' στόν Παράδεισο

                                                        Οdysseas Elytis

 

 

Das Μonogramm

Stets werde ich trauern - hörst du mich -

im Paradies um dich, allein.

(...)

So spreche ich über dich und über mich

Weil ich dich liebe und wie Vollmondlicht

von überall her in die Liebe eindringen kann (…)

 

Bekannt ist den Wellen

wie du streichelst, wie du küsst

wie du es flüsterst das“was“ und das „ah“

rings um des Halses Lände

sind Licht und Schatten immer nur wir (…)

 

Es ist noch zu früh für diese Welt, hörst du

noch, hörst du, sind die Ungeheuer nicht gezähmt

mein verlornes Blut und, hörst du

das spitze Messer

stürmt wie ein Widder über die Himmel

und reißt, hörst du, von den Sternen die Zweige

das bin ich, hörst du mich

hörst du, denn ich liebe dich

wohin entlässt du mich, wohin gehst du und, hörst du wer

wird dir über den Fluten halten die Hand (…)

 

Wer spricht zu den Wasser, wer weint – hörst du?

wer sucht nach dem andren, wer ruft – hörst du?

ich bin's, der ruft und ich, der weint, hörst du

ich, hörst du mich, der ich dich liebe und liebe (…)

Doch von dir hatte niemand vernommen

weder Diktamo noch irgendein Pilz

auf den Höhen Kretas hatten von dir gehört

deinetwegen allein war Gott willens mir zu führen die Hand (…)

 

Im Paradies hab ich eine Insel geortet

die dir gleicht - und ein Haus am Meer

 

Mit breitem Bett und kleiner Tür

habe in Abgrundstiefe ein Echo gesenkt

um mich erwachend früh zu belauschen

Wie ich dich sehe zur Hälfte ins Wasser gleiten

und zur andren dich zu beweinen im Paradies.

                                    (Übertragung: Barbara Vierneisel-Schlörb unter Mitwirkung von Antigone Kasolea)

 

 

Mein Herzschlag hier, dein Herzschlag dort  

Mein Herzschlag hier,

dein Herzschlag dort,

und jeder macht sich

einen Rand zurecht.

 

Du den des Meers,

ich den

von meines Grübelns

Küste.

           Ernst Meister

 

 

„Sehr…“

Komm her zu mir

ganz nah, ganz nah

Dein Gesicht mit rauen Wangen

Deine G'schicht dauert schon lange

Du berührst mich tief am Grund

ich geb' Atem Mund zu Mund

Du schenkst langsames Erwachen

aus der Furcht, die uns verlacht

tageweises Weinen leise

lässt die weise Hand dich streicheln

Schwalbennisten in den Höhlen

wo mein Brautkleid einst geschehen

vom Schmerz wie durchlöchert

das Herz zwischen Beinen

Du machst das Tor auf

durch Schreien und Weinen

wächst heilig der grüne Zweig

Hoffnung, ach Hoffnung

treib' endlich Blüten

erstarrt im Orgasmus

vor Weh musst dich hüten

ein kleines Lächeln

mit hellen Augen

statt verzerrtes Freudengejaule

im Garten Eden

sind Baum und Apfel

die reizen als Busen

Adam am Anfang

Eva, ich will dich!

Muss mich verstecken

darfst mich nicht necken

da ist's schon gescheh'n

gib mir die Lippen

will meinen zücken

wie woll'n entrücken

in Liebe ersteh'n    

          Katharina Kaufmann

 

 

O.T. (vorläufig)

Amors Pfeil

hat mein Herz durchbohrt

und mich ans Kreuz des Begehrens genagelt

 

Nimm mich vom Kreuz

und bette mich an deine Seite

 

Blutiger Fluss der Sehnsucht

färbt den Liebesgarten neu

 

I mog di so gern

I mecht vor dir sterb’m,

denn wenn du vor mir gehst,

bleibt mir nur mei rean

           Burkhard Stangl

 

 

Märchenprobe

I

Ich streue Nägel

unter deine Reifen

zieh ein frisches Blüschen an

versalze deine Suppe

nähe dir keinen Knopf an

verstecke den Rotwein

dreh dir die Sportschau ab

 

Ich stelle im Dezember

meine Abendschuhe

vor die Tür

Nichts

ist morgens im Schuh

Rukedigu

 

II

Ich streue keine Nägel

unter deine Reifen

ziehe keine frische Bluse an

versalze dir nicht die Suppe

hole den Rotwein herbei

und dreh dir die Sportschau an

 

Ich stelle mich im Dezember

in meine Abendschuhe

vor die Tür

Blut

ist morgens im Schuh

Rukedigu

Ich bin nicht

die rechte Braut

pflanz ein Bäumlein

auf mein Grab

Und wenn du etwas wünschst

rüttle schüttle dich

und klingele nach den Tauben

 

III

Der Verlassene:

Wo bleibt sie nur

Da liegen ihre Abendschuhe

drei Tropfen Blut

ein Messer auf der Bettumrandung

 

Ich kombiniere

Rukedigu

Blut ist im Schuh

Abgehauen

 

Den Hund

hat sie mir gelassen

Soll er

ihre Spur aufnehmen     

         Hildegard Wohlgemuth

Copyright © 2018 Hortus Musicus