HORTUS MUSICUS
Christa Mäurer
Waltraud Russegger
Michael Nowak
Günter Mattitsch
Dietmar Pickl
Christoph Hofer (Akkordeon)
Miramis Semmler - Mattitsch (Violoncello)
Alja Klemenc (Dirigentin)
Waltraud Russegger
Michael Nowak
Günter Mattitsch
Dietmar Pickl
Programm
Wolfgang Liebhart
Wilfried Satke
Anna Anderluh
Günter Mattitsch
Dieter Kaufmann
Angélica Castelló
Dietmar Pickl
Gerald Resch
Dieter Kaufmann
Burkhard Stangl
Wilfried Satke
Amabo, mea dulcis Ipsitilla (UA)
Liebe III (UA)
Was aus dem Schlaf herüber reicht (UA)
Mein Herz
Liebeslied (UA)
Espacio 3 /// corazón (UA)
Das Monogramm
Mein Herzschlag hier, dein Herzschlag dort
“Sehr…“ (UA)
O.T. (vorläufig) (UA)
Märchenprobe (UA)
Odi et amo. Quare id faciam requiris. Nescio. Sed fieri sentio et excrucior.
Ich hasse und liebe. Warum, fragst du vielleicht. Ich weiß es nicht. Ich fühle es und es kreuzigt mich. (Catull)
In unzähligen Werken der Literatur ist Eros gleichsam die
Hauptperson. Und das seit Anbeginn. Sobald die Schrift zur Verfügung stand - demnach seit ca. 5.000 Jahren – wurde ihm, dem Eros, gebührend gehuldigt. Ein sumerisches Dokument in Keilschrift, das Liebeslied einer Frau, gilt als das älteste Liebesgedicht der Welt. Im Alten Testament wird im Canticum Canticorum, dem Hohelied, die Liebe zwischen Mann und Frau besungen. Die griechische und römische Antike kennt umfangreiche erotische Literatur (Sappho, Ovid, Catull). Eros und Amor sind zwar nicht Hauptgötter, bewirken aber Weitgehendes und häufig Dramatisches. Man denke an die amourösen Abenteuer von Zeus/Jupiter. Die Literatur des Mittelalters führt die Liebe als Minnesang im Titel, wenngleich Minne einen anderen Bedeutungsgehalt hatte als den der Antike und auch einen anderen als den zur gleichen Zeit (im 13.Jh.) im altindischen Kamasutra beschriebenen. Jeder Liebesliteratur zu Grunde liegend ist jedoch die Beziehung von mindestens zwei Menschen, die in unterschiedlicher Gefühlsverbindung zueinander stehen, in Leidenschaft, Sehnsucht und Verlangen, Vereinigung, Trennung, Lust und Last. Die Liebeslyrik stellte sich als ideale Form dar, diese Gefühle sprachlich zu vermitteln. Dies zeigt sich besonders in der Poesie der Romantik, doch reicht dieses Genre der Literatur bis in die Gegenwart. Das Herz wurde zum Liebessymbol bis hin zur ikonographischen Verkürzung einer Liebeserklärung I 🩶 U. Und die Herz/Schmerz-Reimerei landet häufig, fast immer im Kitsch.
Die Kulturinitiative ARCADE hat an eine Reihe von Komponist*innen den Auftrag erteilt, diese Literaturgattung zur Vorlage für eine Komposition zu wählen:
Anna Anderluh, Angélica Castelló, Wolfgang Liebhart, Dieter Kaufmann, Günter Mattitsch, Dietmar Pickl, Gerald Resch, Wilfried Satke und Burkhard Stangl haben sehr unterschiedliche Texte gewählt. Ausschreibungskriterium war: Ein- bis Fünfstimmigkeit, optional mit Violoncello und Akkordeon als Begleitinstrumentarium.
Wolfgang Liebhart Amabo, mea dulcis Ipsitilla
„Toll trieben es die alten Römer“ heißt ein US-Amerikanischer Film aus dem Jahre 1966, mit Buster Keaton in seiner letzten Filmrolle. Im Original hieß der Streifen „A Funny Thing Happened on the Way to the Forum“ und es geht darin, worum auch sonst, um die Liebe, genauer gesagt ums Verkuppeln. Bezugnehmend auf den deutschen Synchrontitel bleibt der Film jedoch weit hinter den suggerierten Erwartungen zurück. Da geht es in Catulls Gedicht „Ad Ipsitillam“, geschrieben also ca. 2000 Jahre vor Richard Lesters Sandalenfilm, bei weitem deftiger zu, allerdings geschickt verpackt. Er bringt die Dinge auf den Punkt, auf den Höhepunkt nämlich und das gleich neunmal. Schelmisch sprachschöpferisch entwickelt der Dichter aus dem Terminus futuere (deutsch: vögeln) das Substantiv fututio und lässt dieses in der letzten Verszeile auf fututiones noch einmal gewaltig anschwellen. Genau an dieser Textstelle gibt es zum zweiten Mal auch einen musikalischen Höhepunkt, mit dem sehr hellen exponierten hohen „h“ (h’’) in der Sopranstimme. In die dreimal hintereinander insistierende Schlussgruppe mischt sich in die wohlverdiente Ruhepause gleichermaßen die Aufforderung weiterzumachen. „Gewürzt“ durch einige scharfe Dissonanzen dominieren in der modal angelegten Komposition offene Quart- und Quintklänge. Dies ist eine Reminiszenz an die Zeit der Renaissance, die sich bekanntlich ihrerseits mit den kulturellen Leistungen der griechischen wie römischen Epoche beschäftigte.
Wilfried Satke Liebe III
Ein Text, der schon seit Jahrzehnten seinen Zauber auf mich ausübt und mich nach wie vor fasziniert. Nun hat sich - dem Hortus Musicus sei Dank - eine schöne Gelegenheit ergeben, ihn zu vertonen.
Selten können wir uns unsere Träume aussuchen (von Wunschträumen einmal abgesehen), doch wenn wir es zulassen, kann das Wunderbare eintreten, nämlich: von einem Traum erwählt zu werden.
Anna Anderluh Was aus dem Schlaf herüber reicht
Ich fühlte mich durch die Zartheit, die feinen Zwischentöne und die Reduktion auf das Wesentliche von Ulrikes Texten sofort angesprochen. Mein Wunsch war auch in meiner Komposition, mit so wenig Material wie möglich auszukommen und den Worten viel Platz zum Atmen zu geben.
Günter Mattitsch Mein Herz
Nguyễn Chí Thiện (1939-2012) ist der bedeutendste Dichter Vietnams im 20. Jahrhundert. Im Alter von 21 Jahren wurde er als Dissident des kommunistischen Systems Nordvietnams in verschiedene Gefängnisse und Umerziehungslager gebracht, in denen er mit einigen Jahren Unterbrechung insgesamt 27 Jahre gefangen gehalten wurde. Trotz Folterungen, Krankheit und jahrelanger Isolationshaft hat er die Zeit als Gefangener überlebt, wohl auch mit Hilfe seiner Poesie. „Mein Herz“ ist ein Gedicht aus dem 14-teiligen Werk „Echo aus dem Abgrund“, das Günter Mattitsch vertont hat.
Dieter Kaufmann Liebeslied
Für das Liebeslied hat der Komponist auch selbst den Text geschaffen. Das 4-stimmige a cappella Werk spielt mit dem ständigen Wechsel von kleiner und großer Terz, will sich gleichsam nicht auf Moll oder Dur festlegen, endet zwar in C-Dur, doch der allerletzte Schluss (ätsch!) wird gesprochen.
Angélica Castelló Espacio 3 /// corazón
Dies war zuerst ein Gedicht, ein Haiku aus poetischen Wörtern auf Spanisch und ein Spielen rund um das Wort corazón (Herz) und die Zahl drei.
Dann waren es die Vokale, die sich von den Konsonanten trennten.
Später kam der Klang in meinem Kopf, eine Melodie, die ich als Seufzer verstehe, dann kamen Herzschläge, Atmen, abgeschnittene Wörter, Flüstern und Rauschen.
Dietmar Pickl Das Monogramm
Die Komposition verwendet Auszüge aus dem großen Gedicht des Literatur-Nobelpreisträgers Odysseas Elytis (1911-1996), in dem in leuchtenden Bildern und archaischen Metaphern die Liebe, das Meer, das Licht, die griechischen Inseln beschwört werden, wie überhaupt die griechische Poesie eine Poesie des Lichtes ist. Licht und Sonne als Metapher für Leben, Eros, Gerechtigkeit, aber auch für Tod und Erinnerung.
Gerald Resch Mein Herzschlag hier, dein Herzschlag dort
Allen Veränderungen zum Trotz: immer noch werden Liebesgedichte geschrieben.
Meine Madrigale vertonen zeitgenössische Liebesgedichte, die mich persönlich berühren. Ich habe versucht, für diese Texte eine möglichst unmittelbare Musik zu finden, die schlicht, poetisch und ungezwungen bleibt. Der enge Bezug zwischen dichterischer Aussage und musikalischer Ausdeutung, der seit jeher besonders typisch für die Form des Madrigals ist, hat mich dabei besonders interessiert. Die Madrigale sind Tina, meiner Frau, gewidmet.
Dieter Kaufmann „Sehr…“
„Sehr…“ ist von Katharina Kaufmann getextet, der Tochter des Komponisten. Nicht zum ersten Mal vertont Dieter Kaufmann Gedichte von Katharina. Es gab Zeiten, in denen er täglich ein Gedicht seiner Tochter in Musik setzte.
Burkhard Stangl O.T. (vorläufig)
Alles ist weg. Alles kann kommen. Alles ist da.
Ein Augen-Blick. Ein Händedruck.
Berührung. Bebendes.
Normen wie weggefegt.
Überwältigt von diesem Choc, trinke ich Wein und verstehe frühere Jahrhunderte.
Das Vorläufige ist nicht benannt.
Wilfried Satke Märchenprobe
Da es sich bei dem Märchen, das hier geprobt wird, um Aschenputtel handelt, habe ich ein Thema aus Gioachino Rossinis Aschenputtel-Oper La Cenerentola gewählt, und um dieses herum die Komposition angelegt.
Im Kleinkrieg (oder „Kampf“) der Geschlechter erweisen sich die Märchenprinzen bisweilen als Ritter von trauriger Gestalt, und frau fragt sich: „Bin ich die rechte Braut?“
Texte
Amabo, mea dulcis Ipsitilla
Amabo, mea dulcis Ipsitilla, meae deliciae, mei lepores, iube ad te veniam meridiatum. Et si iusseris, illud adiuvato,
ne quis liminis obseret tabellam, neu tibi lubeat foras abire,
sed domi maneas paresque nobis novem continuas fututiones.
Verum si quid ages, statim iubeto: Nam pransus iaceo et satur supinus pertundo tunicamque palliumque.
Ich werde dich lieben, meine süße Ipsitilla,
mein Liebling, meine Herzenswonne
befiehl, dass ich zu dir kommen soll, um Mittagsschlaf zu halten.
Und wenn du befohlen haben wirst, ich soll kommen, dann pass auf,
dass nicht irgend jemand schon vor mir die Tür verriegelt.
Oder es dir etwa beliebt nach draußen zu gehen, wenn du Lust hast!
Du sollst zu Hause bleiben und dich vorbereiten,
dass wir neunmal es schaffen ohne Pause.
Aber, wenn du es willst, so rufe mich sofort:
denn ich liege vollgefressen und zufrieden auf dem Rücken und durchstoße sowohl Tunika als auch den Mantel.
Gaius Valerius Catullus (1. Jh. v. Chr.)
Liebe III
Wir werden uns wiederfinden
im See
du als Wasser
ich als Lotusblume
Du wirst mich tragen
ich werde dich trinken
Wir werden uns angehören
vor allen Augen
Sogar die Sterne
werden sich wundern:
hier haben sich Zwei
zurückverwandelt
in ihren Traum
der sie erwählte
Rose Ausländer
Was aus dem Schlaf herüber reicht
Was aus dem Schlaf
herüber.reicht
und mir. die Hand
bist du
Ulrike Titelbach
Mein Herz
Mein Herz, das ist eine arme Herberge, gegen die Winde offen;
es steigt dort nur ab, wer sich verirrt hat
und keine Unterkunft in der nebeligen, nasskalten Nacht findet.
Die glücklosen Reisenden werden dort nur
die bescheidene Wärme einer kleinen Lampe vorfinden.
Nguyễn Chí Thiện
Liebeslied
Ich greife in den Abgrund Deiner Seele
und suche Liebeslieder
was einmal war
was wieder sein wird
immer wieder
Liebe singen, Liebe spielen
singen und verspielen
lasst die Jahre, die wir singen
lasst die Jahre, die wir spielen
nicht verloren sein
Information den ganzen Tag
Information die ganze Nacht
wo ist die Zeit für Liebe?
Die Frucht ist reif
die Frucht verfault
wenn wir sie nicht genießen
Wer immer liebt
dem glaubt man nicht
und wenn er auch
die Wahrheit spricht
Dieter Kaufmann
Espacio 3 /// corazón
Latido leve, Leichter Herzschlag,
hoja cae en el río, Blatt fällt in den Fluss,
silencio y alma. Stille und Seele.
Bajo la luna, Unterm Mond,
corazón de otoño rojo, Herz des roten Herbstes,
se apaga el viento. der Wind vergeht.
Brisa de ruido, Brise von Rauschen,
flor de cerezo en sombra, Kirschblüte im Schatten,
susurro gris. graues Flüstern.
Latir de lluvia, Regen klopft,
el sauce piensa lento, die Weide denkt langsam,
noche sin fin. endlose Nacht.
Sangre de fuego Blut des Feuers
borbotea en llanto gurgelt in Tränen
líquido eterno. ewige Flüssigkeit.
Corazón duerme, Das Herz schläft,
bajo estrellas de invierno, unter Wintersternen,
sueño sin eco. Traum ohne Hall.
Angélica Castelló
Τo μονόγραμμα
Θά πενθώ πάντα -- μ'ακούς; --
γιά σένα, μόνος,στόν Παράδεισο
(…)
Έτσι μιλώ γιά σένα καί γιά μένα
Επειδή σ'αγαπώ καί στήν αγάπη ξέρω
Νά μπαίνω σάν Πανσέληνος
Από παντού (…)
Ακουστά σ'έχουν τά κύματα
Πώς χαιδεύεις,πώς φιλάς
Πώς λές ψιθυριστά τό "τί" καί τό "έ"
Τριγύρω στό λαιμό στόν όρμο
Πάντα εμείς τό φώς κι η σκιά (…)
Είναι νωρίς ακόμη μές στόν κόσμο αυτόν,μ'ακούς
Δέν έχουν εξημερωθεί τά τέρατα μ'ακούς
Τό χαμένο μου τό αίμα καί τό μυτερό,μ'ακούς
Μαχαίρι
Σάν κριάρι πού τρέχει μές στούς ουρανούς
Καί τών άστρων τούς κλώνους τσακίζει,μ'ακούς
Είμ'εγώ,μ'ακούς
Σ’αγαπώ,μ'ακούς
Πού μ'αφήνεις,πού πάς καί ποιός,μ'ακούς
Σού κρατεί τό χέρι πάνω απ'τούς κατακλυσμούς (…)
Ποιός μιλεί στά νερά καί ποιός κλαίει- ακούς;
Ποιος γυρευει τον αλλο,ποιος φωναζει-ακους;
Είμ'εγώ πού φωνάζω κι είμ'εγώ πού κλαίω, μ'ακούς
Σ’αγαπώ,σ'αγαπώ,μ'ακούς (…)
Καί γιά σένα κανείς δέν είχε ακούσει
Γιά σένα ούτε τό δίκταμο ούτε τό μανιτάρι
Στά μέρη τ'αψηλά της Κρήτης τίποτα
Γιά σένα μόνο δέχτηκε ο Θεός νά μου οδηγεί τό χέρι (…)
Στόν Παράδεισο έχω σημαδέψει ένα νησί
Απαράλλαχτο εσύ κι ένα σπίτι στή θάλασσα
Μέ κρεβάτι μεγάλο καί πόρτα μικρή
Έχω ρίξει μές στ'άπατα μιάν ηχώ
Νά κοιτάζομαι κάθε πρωί που ξυπνώ
Νά σέ βλέπω μισή νά περνάς στό νερό
Καί μισή νά σέ κλαίω μέσ' στόν Παράδεισο
Οdysseas Elytis
Das Μonogramm
Stets werde ich trauern - hörst du mich -
im Paradies um dich, allein.
(...)
So spreche ich über dich und über mich
Weil ich dich liebe und wie Vollmondlicht
von überall her in die Liebe eindringen kann (…)
Bekannt ist den Wellen
wie du streichelst, wie du küsst
wie du es flüsterst das“was“ und das „ah“
rings um des Halses Lände
sind Licht und Schatten immer nur wir (…)
Es ist noch zu früh für diese Welt, hörst du
noch, hörst du, sind die Ungeheuer nicht gezähmt
mein verlornes Blut und, hörst du
das spitze Messer
stürmt wie ein Widder über die Himmel
und reißt, hörst du, von den Sternen die Zweige
das bin ich, hörst du mich
hörst du, denn ich liebe dich
wohin entlässt du mich, wohin gehst du und, hörst du wer
wird dir über den Fluten halten die Hand (…)
Wer spricht zu den Wasser, wer weint – hörst du?
wer sucht nach dem andren, wer ruft – hörst du?
ich bin's, der ruft und ich, der weint, hörst du
ich, hörst du mich, der ich dich liebe und liebe (…)
Doch von dir hatte niemand vernommen
weder Diktamo noch irgendein Pilz
auf den Höhen Kretas hatten von dir gehört
deinetwegen allein war Gott willens mir zu führen die Hand (…)
Im Paradies hab ich eine Insel geortet
die dir gleicht - und ein Haus am Meer
Mit breitem Bett und kleiner Tür
habe in Abgrundstiefe ein Echo gesenkt
um mich erwachend früh zu belauschen
Wie ich dich sehe zur Hälfte ins Wasser gleiten
und zur andren dich zu beweinen im Paradies.
(Übertragung: Barbara Vierneisel-Schlörb unter Mitwirkung von Antigone Kasolea)
Mein Herzschlag hier, dein Herzschlag dort
Mein Herzschlag hier,
dein Herzschlag dort,
und jeder macht sich
einen Rand zurecht.
Du den des Meers,
ich den
von meines Grübelns
Küste.
Ernst Meister
„Sehr…“
Komm her zu mir
ganz nah, ganz nah
Dein Gesicht mit rauen Wangen
Deine G'schicht dauert schon lange
Du berührst mich tief am Grund
ich geb' Atem Mund zu Mund
Du schenkst langsames Erwachen
aus der Furcht, die uns verlacht
tageweises Weinen leise
lässt die weise Hand dich streicheln
Schwalbennisten in den Höhlen
wo mein Brautkleid einst geschehen
vom Schmerz wie durchlöchert
das Herz zwischen Beinen
Du machst das Tor auf
durch Schreien und Weinen
wächst heilig der grüne Zweig
Hoffnung, ach Hoffnung
treib' endlich Blüten
erstarrt im Orgasmus
vor Weh musst dich hüten
ein kleines Lächeln
mit hellen Augen
statt verzerrtes Freudengejaule
im Garten Eden
sind Baum und Apfel
die reizen als Busen
Adam am Anfang
Eva, ich will dich!
Muss mich verstecken
darfst mich nicht necken
da ist's schon gescheh'n
gib mir die Lippen
will meinen zücken
wie woll'n entrücken
in Liebe ersteh'n
Katharina Kaufmann
O.T. (vorläufig)
Amors Pfeil
hat mein Herz durchbohrt
und mich ans Kreuz des Begehrens genagelt
Nimm mich vom Kreuz
und bette mich an deine Seite
Blutiger Fluss der Sehnsucht
färbt den Liebesgarten neu
I mog di so gern
I mecht vor dir sterb’m,
denn wenn du vor mir gehst,
bleibt mir nur mei rean
Burkhard Stangl
Märchenprobe
I
Ich streue Nägel
unter deine Reifen
zieh ein frisches Blüschen an
versalze deine Suppe
nähe dir keinen Knopf an
verstecke den Rotwein
dreh dir die Sportschau ab
Ich stelle im Dezember
meine Abendschuhe
vor die Tür
Nichts
ist morgens im Schuh
Rukedigu
II
Ich streue keine Nägel
unter deine Reifen
ziehe keine frische Bluse an
versalze dir nicht die Suppe
hole den Rotwein herbei
und dreh dir die Sportschau an
Ich stelle mich im Dezember
in meine Abendschuhe
vor die Tür
Blut
ist morgens im Schuh
Rukedigu
Ich bin nicht
die rechte Braut
pflanz ein Bäumlein
auf mein Grab
Und wenn du etwas wünschst
rüttle schüttle dich
und klingele nach den Tauben
III
Der Verlassene:
Wo bleibt sie nur
Da liegen ihre Abendschuhe
drei Tropfen Blut
ein Messer auf der Bettumrandung
Ich kombiniere
Rukedigu
Blut ist im Schuh
Abgehauen
Den Hund
hat sie mir gelassen
Soll er
ihre Spur aufnehmen
Hildegard Wohlgemuth